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[Andi Lugauer]

Bekanntlich habe ich immer wieder unmißverständliche Ansagen getätigt, wenn es mir angebracht erschien, Schwachstellen im Rallyesport in Österreich aufzuzeigen. Weil oft genug gab es dafür Anlässe, und zwar ganz konkrete. Andererseits war mir immer auch wichtig, jegliche Positiv-Entwicklung gebührend zu würdigen. Daß mir das gerade jetzt ein besonderes Anliegen ist, sollte Niemanden überraschen, der mich wirklich gut kennt. Stichwort: Herbstrallye 2023...

Vorab schon einmal gesagt: Mein Dank geht an Alle, die einen Beitrag dafür geleistet haben (direkt oder indirekt, im Kleinen wie im Großen...), daß ein Top-Ereignis dieser Qualität real vonstatten gehen konnte. Es ist ein Dank im Namen Aller, die den Sport ehrlich lieben und seinen Nutzen in vielen Belangen erkennen. Denn ausschließlich die wissen das zu schätzen.

Zur Herbstrallye, ganz konkret: Hier wurde enorm viel präsentiert, was vor wenigen Jahren noch als völlig unmöglich, ja unsagbar utopisch gegolten hätte. Na ja...Starterfelder um die neunzig Wettbewerbswagen oder deutlich darüber hatten wir vor fünfzehn Jahren auch schon, vor Allem in der Rallye-Challenge. Aber mit Fahrergrößen wie Formaux, Korhonen und nicht zuletzt Ott Tänak macht es halt noch mehr Spaß...

(Eine persönliche Bedeutung hatte die Herbstrallye aus eigener Sicht auch als willkommenes, weil stilistisch würdiges Geburtstagsgeschenk, das man auch ein gutes halbes Jahr nach dem nunmehr vollendeten halben Jahrhundert gerne annimmt. )

Somit: Der Wettbewerbs-Event im Waldviertel hat sehr viel hochkarätigen Rallyesport geboten. Vieles von dem, was man sich als Fan wünscht, wurde verwirklicht, auf höchstem Qualitätslevel. Ganz klar eine Tatsache, die zeigt, daß im Rallyesport in Österreich jetzt wieder sehr viel weitergeht. Sicher kann man sagen: Es ist halt Glück, daß gerade jetzt die Central European Rally bevorstand, in ihrer Erst-Auflage, und daß ein großer Teil des Erfolges der jüngsten Herbstrallye auf dieses Konto geht, was größtenteils nicht auf dem Mist der österreichischen Rallyeszene gewachsen ist. Andererseits war die Herbstrallye nicht nur aufgrund der Teilnehmer so hochwertig, die sie als Vorprogramm für die bevorstehende WM-Rallye in nächster Nähe genützt haben. Und ganz von alleine sind die sicher auch nicht gekommen. Da war sicher einige Arbeit dahinter.

Zudem: Schon die Jännerrallye zu Jahresbeginn hat einen markanten Höhepunkt in Masse und Klasse gesetzt. Und zeigt ebenfalls, daß wir insgesamt auf dem richtigen Weg sind.

Begreiflich natürlich auch, daß es durch die zahlreichen, im Verhältnis gesehen Top-Teilnehmer als Gaststarter sehr viel schwieriger für unsere Sportler geworden ist, vordere Plätze zu schaffen. Der bestplatzierte österreichische Fahrer auf Platz Sechs gesamt: Das mag dennoch Manchen alarmieren. Ich sage: Nicht täuschen lassen! Gelegenheitsfahrer Eibisberger und Rally2-Debütant Zeiringer (beiden Gratulation an dieser Stelle) haben sich deutlich vor Johannes Keferböck platzieren können, der immerhin mehrfach bei einigen ÖRM-Läufen in der Vergangenheit Podestplätze geschafft hat. Um beispielsweise einem Fourmaux Paroli bieten zu können, bräuchte es zumindest einen Rally2-Routinier wie Simon Wagner oder Hermann Neubauer. Aber Fahrer, die vom Prinzip her mit der hier vertretenen internationalen Spitze im Rally2-Bereich mithalten können, haben wir durchaus. Oder sind noch am Werden, am Lernen. Oder wären bereits imstande, sind aber durch Zeit- und vor Allem Geld-Umstände am Starten gehindert...

Aber nun ja: Kann sich Alles ändern. Sportliche Highlights wie die jüngste Herbstrallye sind sicher eine gute Imagewerbung, worauf der Sport à la longue Sponsoren-technisch und Lobby-mäßig effektiv aufbauen können sollte. Was unter Anderem talentierten heimischen Sportlern in Zukunft stärker entgegenkommen sollte, als es in den letzten zwanzig Jahren der Fall war. Unterstützung und Anerkennung, und zwar in einem höheren Maß als bisher, verdienen einige unserer heimischen Rallyesportler. Das sage ich nicht nur, weil heute Nationalfeiertag ist.

Mit Erfolgen wie der Herbstrallye wächst hoffentlich auch das Bewußtsein dafür, was im und mit dem österreichischen Rallyesport möglich ist, und daß es sich absolut lohnt, Kapazitäten in seine Aufwertung zu investieren. Sei es durch finanziellen oder auch schlichten kreativen Input. Oder wie auch sonst.

Die Dynamik, die hier sichtbar wird, läßt nun wieder sehr stark hoffen. Über das bisher Erreichte darf man sich als Rallyefan sehr freuen. Auch wenn wir beim Überwinden einiger Schwachpunkte noch ziemlich am Anfang stehen.

Und jetzt...halten wir unseren bei der Central European Rally derzeit aktiven Landsleuten die Daumen. Für Simon Wagner vor Allem läuft es gerade ganz gut...
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"Auf je tausend, die an den Blättern des Bösen zupfen, kommt einer der an der Wurzel hackt."

Henry David Thoreau